Warum ich die japanischen Kurzgedichte so mag? Weil das Haiku ein konkret-poetischer Ausdruck der Zeit ist, der in wenigen Worten zum Weiterdenken inspiriert und lange nachhallt! Für mich persönlich ist das Schreiben von Haikus quasi GehirnYoga. Eine sprachästhetische Fingerübung, die Gedankenströme kanalisiert und formt. Ein rhythmisches Spiel mit Worten, in dem sich meine Liebe zur Musik widerspiegelt. Mein semantisches Ventil gegen das Zuviel unserer Zeit. Meine tiefenentspannende Auszeit. Vom Wandern und Dichten Haikus überraschen mich bevorzugt beim Wandern. So wie am Sonntag […]
Haiku
Wir leben in „düsteren Zeiten“, würde Bert Brecht angesichts der aktuellen Lage der Welt vielleicht auch heute an die „Nachgeborenen“ appellieren, so der gleichnamige Titel eines seiner bedeutendsten Exil-Gedichte von 1939. Wenngleich wir heute natürlich in weitaus besseren Zeiten als zu Beginn des zweiten Weltkrieges leben, erscheinen Themen wie die mangelnde Erkenntnisfähigkeit vieler Menschen, der aufkeimende Nationalismus, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich oder der achtlose Umgang mit der Natur zeitgemäßer denn je. Als wortverliebter Mensch ist das künstlerische Schreiben für […]
Wenn ich Fernweh habe, zieht es mich nach Japan – insbesondere nach Toyko. Es ist die ambivalente Atmosphäre dieser Mega-Metropole zwischen Shinto und Shinkansen, Katana und Kabuki, Tatami, Tenno und Tempura, die mich von Anfang an magnetisierte. Vor fünf Jahren besuchte ich endlich Miraikan, das Museum für Zukunftsforschung. Als Science (fiction) Fan feierte ich ASIMO, den humanoiden Honda-Roboter, tauchte ein in die Welt der Androiden und besuchte die internationale Raumstation ISS. WOW! Nach soviel Input folgte prompt der Output. Denn auf dem […]
Lust auf Lyrik-to-go? Zugegeben, das Foto für dieses kleine Haiku entstand bereits vor drei Jahren am winterlich zugefrorenen Kuchelauer Hafen in Wien – als es noch Winter gab. Immerhin funktioniert der schlanke Dreizeiler als Metapher auch ohne deprimierenden KlimaKontext. Behalten Sie das Ufer im Blick und starten Sie sanft in die Woche! © Lina Bibaric, 2020
Hai … what?! Keine Angst, gemeint ist hier weniger ein gefürchteter Meeresräuber als vielmehr ein beliebtes japanisches Kurzgedicht, das philosophische Tiefe in nur drei kurzen Zeilen bildhaft auf den Punkt bringt. Entstanden im späten 17. Jahrhundert im Land der aufgehenden Sonne, brauchte es im deutschsprachigen Abendland noch einige Jahrhunderte, bis zeitgenössische Wortkünstler das semantische Spiel mit der strengen Form für sich entdeckten. Sonnenaufgang im Abendland Der Prominenteste unter ihnen war kein geringerer als der große Rainer Maria Rilke, der die cleveren Dreizeiler […]